Julia Jost und der spitzeste Zahn der Karawanken – Hintergründe zum Roman

Beitrag zu Julia Jost und der <em>spitzeste Zahn der Karawanken</em> – Hintergründe zum Roman
Hier entdecken Sie die Schauplätze des Romans, erfahren mehr zum Hintergrund der Handlung, lernen Austriazismen kennen – und können sich die passende Musik zum Buch anhören, während Sie Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht lesen.
Das Gemälde »Menschenskinder« von © Matthias Holländer
© Matthias Holländer
»In Frau Rucks Küche hing der Druck eines Ölgemäldes von Matthias Holländer, ein abgemaltes Schulfoto aus dem Jahr achtzehnhundertneunundachtzig. Exakt hundert Jahre bevor unser Schulfoto aufgenommen wurde. Nach hinten, zu den letzten Reihen hin, wurde das Bild dunkler, duster. Als gäbe es unendlich viele Reihen dieser Menschenkinder, immer weiter in die Dunkelheit hinein, in Richtung Jenseits gezählt. ... Im Grunde genommen gab es für alle Kinder, die ich kannte, ein Äquivalent auf diesem Bild, ein Double. Dadurch entwickelte das Bild einen bösen Sog. Quecksilber, das Quecksilber anzieht wie ein Magnet. Kinder, verbannt in eine zeitlose Vergangenheit. Der links unten, der Junge, wollte ich sein. Der Kittel über dem Bauch aufgebogen, der Kragen schief, ein Strumpf wirft Fältchen unterm Knie.«

Der vordere Teich mit Insel

»Auf der Teichinsel spielten Luca und ich Piraten. Da man aber durch das besagte Moor waten musste, um zur Insel zu gelangen, kostete das Spiel Überwindung, denn das Moor war zumindest mir nie sehr geheuer, vor allem, seitdem Johan mir erzählt hatte, dass dort Wasserratten wohnten, die nicht selten kleine Kinder wie uns anfallen würden.«

Die hintere Hälfte des Teiches

»Der Teich war so groß, dass man ein New Yorker Parkhaus oder das Gebäude des Flughafens Tegel darin hätte versenken können, staunte ein Gast aus Berlin einmal.«

Forellen, zum Räuchern aufgehängt. © Silke Briel
© Silke Briel
»Schwimmende hatten ihn [den Teich] sich allerdings zu teilen mit Forellen, Schleien, angeblich mit einem Hecht, den ich nie zu Gesicht bekam, und mit jeder Menge Rotfedern, die ich zu meinem Leidwesen als passionierte Anglerin immer wieder zu Gesicht bekam und ständig am Haken hatte.«
Der Blick von den »Bösen Gräben« © Valerie Kommer
© Valerie Kommer
»Das Gipfelhaus des Dobrač liegt auf zweitausendeinhundertdreiundvierzig Metern über der Adria. Und ein paar Gipfelmeter weiter steht die höchste Kapelle Europas. An der Kirchenmauer zu den sogenannten Bösen Gräben hin befinden sich Holzbänke, diese waren unser Ziel.«

Dorfkirche


»Die Dorfkirche von St. Martin Lafnit steht gleich neben meiner Volksschule und ist Mittelpunkt des Sechzig-Seelen-Dorfes. Auf dem Friedhof liegen mehr Menschen, als das Dorf Einwohner hat.«

Kinderbild

»Meine erste Erinnerung überhaupt ist eine Erinnerung an den Focknhocker. ... Er bückte sich zu meinen geflochtenen Zöpfen und meinem Dirndlkleid herunter und holte, mich überraschend, eine Barbiepuppe hinter seinem Rücken hervor.«

Der Münsterländer vom jungen »Focknhocker«

»Es war einmal ein pfiffiger, kerniger Junge, mit Grashalm im Mund, der mit Vorliebe zum Mond schaute und dabei Listiges ausheckte, oder zumindest traute man ihm das zu. ... Tag für Tag und Jahr für Jahr trieb er im Morgengrauen das Vieh den Berg hinauf und, wenn die Sonne unterging, wieder zurück zum Hof, seinen treuen Begleiter Joggi, einen Münsterländer, weiß, mit braunen Flecken wie eine Hinterwälder-Kuh, immer an seiner Seite.«



Alle Fotos, sofern nicht anders angegeben: © Julia Jost

Der Debütroman von Julia Jost

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
eBook 20,99 €
»Ein reiches und reichhaltiges Buch. Diese heitere Bösartigkeit führt vielleicht zur Verbesserung der Welt oder ins nächste Wirtshaus.« Elfriede Jelinek

Eine Coming-of-Age-Geschichte über das Aufwachsen in einer archaischen Bergwelt zwischen Stammtisch und Beichtstuhl – und wie man hier als querstehendes Kind überlebt und sich der vorgegebenen Ordnung widersetzt: dank einer zärtlichen Freundschaft und durch ein wildes, überbordendes Erzählen, das die Wirklichkeit besser macht, als sie ist.

Die vielfältige Sprache des Romans: Julia Josts Glossar einiger Austriazismen

Glossar einiger Austriazismen
Lassen Sie sich von der Autorin selbst erzählen, worum es in ihrem Roman geht:

DIE PLAYLIST ZUM BUCH

Hören Sie die passende Musik zum Buch, während Sie den Debütroman von Julia Jost lesen. Auf Spotify finden Sie eine Playlist mit Songs, die im Buch erwähnt werden:
Playlist zu Jost "Wo der spitzeste Zahn"

Julia Jost, geboren 1982 in Kärnten, Österreich, studierte Philosophie, Bildhauerei und Theaterregie. Sie arbeitete als Regisseurin und Dramaturgin in der freien Szene sowie u. a. am Thalia Theater Hamburg. 2019 wurde sie für einen Auszug aus Wo der spitzeste Zahn der Karawanken … mit dem Kelag-Preis ausgezeichnet. Ihr Theaterstück ROM feiert im April 2024 am Volkstheater Wien Premiere. Julia Jost lebt in Wien und Berlin.
Julia Jost, geboren 1982 in Kärnten, Österreich, studierte Philosophie, Bildhauerei und Theaterregie. Sie arbeitete als Regisseurin und...