Die Entwicklung sowie die Ursachen und Folgen globaler Ungleichheit gehörten in den letzten Jahren zu den meistdiskutierten Themen in der politischen Öffentlichkeit. Die Soziologin Anja Weiß hat ein grundlegendes Buch vorgelegt, das die Frage der Ungleichheit ganz dezidiert aus globaler sozialwissenschaftlicher Perspektive in den Blick nimmt.
Die Soziologie glaubt immer noch an eine Welt starker nationaler Wohlfahrtsstaaten, die für ihre Bürger sorgen. Viele Menschen leben jedoch in Gebieten schwacher Staatlichkeit oder in Staaten, die sie bedrohen. Andere wandern zwischen Staaten oder arbeiten für transnationale Unternehmen. Anja Weiß plädiert in ihrem Buch für einen soziologischen Blick auf globale Ungleichheiten, der diese Kontexte jenseits des Staates endlich ernst nimmt. Dazu unterscheidet sie Räume, die territorial gebunden sind, von sozial differenzierten Feldern und politisch umkämpften Zugehörigkeiten. Lebenschancen, so eine ihrer Thesen, entstehen zwischen Personen und Kontexten – entsprechend heftig wird um den Zugang zu Letzteren gekämpft.