Clemens J. Setz erhält den mit 10.000 Euro dotierten Jakob-Wassermann-Literaturpreis der Stadt Fürth. Der Preis wird seit 1996 verliehen und soll in deutscher Sprache publizierende Autorinnen und Autoren würdigen, die sich wie Wassermann für Humanität, Toleranz und Gerechtigkeit einsetzen.
In der Begründung der Jury heißt es: »Seine Geschichten in Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes (2011) sind seltsame Einsamkeitsszenarien - Endzeitstimmungen, Schreckensbilder, Gewaltphantasien, Nachbarschaftsterror inbegriffen. Der Trost runder Dinge (2019) bündelt rätselhafte, verstörende Erzählungen über Absurditäten des Alltags, mit Ernst und subversivem Humor. Sein turbulenter 1000-Seiten-Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre (2015), auf den ersten Blick eine Stalker-Geschichte, dann ein Feuerwerk akustischer und sprachlicher Bilder und Referenzen, führt mit der Heldin, einer verhaltensauffälligen jungen Frau, mitten in die Welt der digitalen Kommunikation.
Clemens J. Setz holt die unmittelbare Gegenwart in seine Literatur, versieht sie mit komischen, phantastischen, surrealen Elementen und macht daraus seinen ganz eigenen literarischen Kosmos. Er ist Garant für eine unerwartbare, widerspenstige Literatur, für groteske Szenarien, bizarre Assoziationen und Überblendungen von Kunst und Alltag. Das Andere, das scheinbar Abnorme, ist bei ihm das Normale. Seine Figuren ... scheinen – absichtslos - stellvertretend für die Sprachlosigkeit, den Orientierungsverlust, die existentielle Obdachlosigkeit des modernen Menschen.
Clemens J. Setz moralisiert nicht. Er ist nicht von einem gesellschaftspolitischen Impetus getrieben. Aber als glänzender Beobachter gesellschaftlicher Verhältnisse, menschlicher Tiefen und Abgründe, seziert er Machtverhältnisse, Liebe und Unterwerfung, Wahn und Manipulation, seelische Verwüstungen und Defizite von Empathie in unserer Zeit und führt so das Erbe Jakob Wassermanns fort ...«
Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Barbara Honigmann (2018), Uwe Timm (2006) und Hilde Domin (1999).
Die Preisverleihung findet im Rahmen eines öffentlichen Festaktes am Sonntag, dem 5. Juli um 11 Uhr, zum Abschluss des Literaturfestivals LESEN! im Stadttheater Fürth statt.