Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport verleiht den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2024 an Joanna Bator.
In der Begründung der Jury heißt es: »Geboren in der niederschlesischen Stadt Wałbrzych/Waldenburg, aus der die deutsche Bevölkerung ab 1945 vertrieben wurde, nimmt Joanna Bator in ihren Werken mehrfach Bezug auf die Gewaltgeschichte des Zweiten Weltkriegs, welche die Beziehungen zwischen Europa und Polen bis heute prägt. In vielschichtigen Erzählungen, in deren Zentrum meist weibliche Figuren stehen, verarbeitet Bator traumatische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts. Sie lädt belastete Orte literarisch auf, gibt den Dargestellten Raum und Stimme, bringt sie Lesenden nahe und verbindet eindrucksvoll Vergangenes mit gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Realitäten. Dabei verfährt sie nie lehrhaft, sondern beobachtungsgenau, sprachlich versiert, spielerisch, voller Fantasie und Witz.… Mit ihren literarischen Werken erzählt Joanna Bator große mitteleuropäische Geschichte aus weiblicher Perspektive.« Die fünfköpfige Jury bestand aus Dr. Bernhard Fetz, Benedikt Föger, Walter Grond, Claudia Romeder und Dr. Sabine Scholl.
Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 für das literarische Gesamtwerk einer europäischen Autorin bzw. eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung gefunden hat, was durch Übersetzungen dokumentiert sein muss. Das Werk muss auch in deutschsprachiger Übersetzung vorliegen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung durch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer findet am 27. Juli 2024 im Rahmen eines Festaktes während der Salzburger Festspiele statt.