Mina Hava erhält Alfred Döblin-Medaille 2024

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14.02.2024
Beitrag zu Mina Hava erhält Alfred Döblin-Medaille 2024
Mina Hava wird für ihren Roman Für Seka und ihre bisherigen literarischen Arbeiten mit der Alfred Döblin-Medaille der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz ausgezeichnet.

In ihrem Debütroman erzählt Mina Hava – so die Jury – »in einer fein ausgeloteten Sprache« von Seka, einer jungen Frau Anfang zwanzig, die in eine bosnische Familie in der Schweiz hineingeboren wurde, die dort zwar eine neue Heimat gefunden hat, den Schrecken und Traumata des Krieges aber nie entkommen ist. Seka begibt sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Familie, recherchiert, was in der Heimat geschehen ist und dazu geführt hat, dass ihre Nächsten so geworden sind, wie sie sie erlebt. Mina Hava, so die Jury weiter, »verknüpft erzählend Vergangenheit und Gegenwart, Historisches mit Persönlichem ihrer Protagonistin. Elegant gibt sie Erzähltechnik und literarische Vorbilder preis, wenn sie Seka beschreiben lässt, wie W.G. Sebald scheinbar zusammenhanglose und über Kontinente und große Zeiträume getrennte Ereignisse erzählend zusammenführt. Ihr ist ein meisterliches Debüt gelungen.«

Mit der Alfred Döblin-Medaille würdigt die Akademie Autoren und Autorinnen für deren erste vielversprechende Veröffentlichungen und Arbeiten. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Mit der Auszeichnung wird an einen der Mitbegründer der Akademie der Wissenschaften und der Literatur erinnert – an Alfred Döblin, dem die Akademie 1949 die Einrichtung einer Klasse der Literatur zu verdanken hat.

Die Preisverleihung findet am 25. April 2024 in der Akademie statt. Die Laudatio auf Mina Hava hält Jonas M. Mölzer.

Das ausgezeichnete Buch

Übrig geblieben sind ihr nur ein Briefumschlag mit einer Handvoll Fotografien und die Angst vor dem Vater, die Sorge um ihre Mutter und ihren Bruder, die Knoten in ihrer Brust. Seka sucht mit Anfang zwanzig nach den Spuren ihrer zerbrochenen Familie und ihres bisherigen Lebens. Sie rekonstruiert den Weg ihrer Eltern aus Bosnien in die Schweiz und fragt nach den Verbindungen, den Fäden zu ihr. Dabei stößt sie auf das Gefangenenlager in Omarska in den neunziger Jahren und einen Brief, der sie weiter nach Den Haag und Genf führt, später ins Berner Oberland. Und sie stellt fest, dass in Omarska heute Erz in den Minen abgebaut wird, als hätte es die Geschichte nicht gegeben, die eines fast schon vergessenen Krieges in Europa. Dabei wirken die Versehrungen der Vergangenheit bis in die Gegenwart fort.

Mina Hava verknüpft in ihrem Debütroman historisches Material, Recherche- und Rekonstruktionsarbeit mit persönlichen Erfahrungen, Verlusten und Ängsten – und beleuchtet, was Geschichte bedeutet für Landschaften und Körper. Sensibel erzählt Für Seka ein junges Leben, in dem das Politische und das Persönliche untrennbar verbunden sind, eine Geschichte vom Verlassen und Verlassenwerden und von der Frage, was war.

»Mina Hava bewältigt ihren großen Stoff, indem sie ihn zerlegt und so anordnet, dass er sich im Prozess der Lektüre zusammenfügt. ... Der Roman löst auf vielen Ebenen das unklare Unbekannte, das Unheimliche und Erschreckende auf und hinterlässt einen starken Eindruck.«
Cornelia Geissler, Berliner Zeitung
»In Mina Havas Debüt mischt sich die eindringliche Selbstbeobachtung mit angelesenen Passagen, zusammengehalten von der kühlen Klarheit des Erzähltons. ... die Wirkung ist soghaft.«
Tobias Rüther, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Wahr ist in Mina Havas Romandebüt der rasende Stillstand der Angst. Er wird in einer nüchternen Sprachsicherheit umkreist, die das tatsächliche Alter der Autorin fast unglaubwürdig erscheinen lässt. Wer so schreibt, kann über alles schreiben.«
Paul Jandl, NZZ
»Mina Hava bewältigt ihren großen Stoff, indem sie ihn zerlegt und so anordnet, dass er sich im Prozess der Lektüre zusammenfügt. ... Der Roman löst auf vielen Ebenen das unklare Unbekannte, das Unheimliche und Erschreckende auf und hinterlässt einen starken Eindruck.«
Cornelia Geissler, Berliner Zeitung
»In Mina Havas Debüt mischt sich die eindringliche Selbstbeobachtung mit angelesenen Passagen, zusammengehalten von der kühlen Klarheit des Erzähltons. ... die Wirkung ist soghaft.«
Tobias Rüther, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Wahr ist in Mina Havas Romandebüt der rasende Stillstand der Angst. Er wird in einer nüchternen Sprachsicherheit umkreist, die das tatsächliche Alter der Autorin fast unglaubwürdig erscheinen lässt. Wer so schreibt, kann über alles schreiben.«
Paul Jandl, NZZ
»Lakonie und Leichtigkeit [prägen] diesen Roman, mit dem sich Mina Hava als kraftvolle und eigenwillige literarische Stimme hörbar macht. «
Martina Läubli, NZZ am Sonntag
»Der Roman besticht durch eine eindringliche Sprache, die sich nicht leicht deuten lässt, vieles bleibt der Interpretation der Leserin überlassen.«
WEIBERDIWAN - die feministische Rezensionszeitschrift

Mina Hava, geboren 1998, studierte Globalgeschichte und Wissenschaftsforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Für Seka ist ihr Debütroman.
Mina Hava, geboren 1998, studierte Globalgeschichte und Wissenschaftsforschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich...


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