Für sein Lebenswerk wird Roberto Calasso postum mit dem Prix Grand Continent ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es, Calasso »war als genialer Schriftsteller, Literaturkritiker und Verleger ein wahrhaft europäischer Autor. In seiner Arbeit als Leiter des Verlags Adelphi, wo er für die Publikation vieler anspruchsvoller Überlegungen und Vorstellungswelten sorgte, aber auch durch die Titel, die sein umfangreiches und in achtundzwanzig Sprachen übersetztes ›namenloses Werk‹ bilden, verkörperte er über sechzig Jahre lang die Erneuerung des europäischen Humanismus.«
Der Prix Grand Continent ist ein neues Projekt der europäischen Zeitschrift Grand Continent und wird in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Er soll zur »kulturellen Dynamik Europas« beitragen und ist bezogen auf seine Dotierung »der führende Literaturpreis für Übersetzungen«. Das Preisgeld soll die Übersetzung und den Vertrieb des jeweils ausgezeichneten Buches in die fünf wichtigsten Literatursprachen Europas – Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch und Polnisch – ermöglichen. In diesem Jahr wird der Preis »ausnahmsweise für das Gesamtwerk einer entscheidenden Figur der zeitgenössischen Literatur verliehen.«
Die diesjährige Jury setzt sich aus Literat:innen zusammen, die die fünf Sprachen des Prix Grand Continent gleichwertig vertreten. Zu ihnen zählen: Javier Cercas, Giuliano da Empoli, Nora Bossong, Andrea Marcolongo, Achille Mbembe, Rosa Montero, Géraldine Schwarz und Agata Tuszyńska.
Die Verleihung des Literaturpreises findet im Dezember in 3466 Meter Höhe, im Herzen des Mont-Blanc-Massivs, statt. Der Preis wird an die Familie des bereits verstorbenen Autors übergeben und ist mit 100.000 Euro dotiert.