Zum 60. Geburtstag von Uwe Johnsons Mutmassungen über Jakob

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30.09.2019

Uwe Johnsons erstes Buch, Mutmassungen über Jakob, wird 60 Jahre alt. In dem Roman, der die Geschichte und den Tod des Eisenbahn-Dispatchers Jakob Abs schildert, rückt Johnson mithilfe verschiedener erzählerischer Techniken das Leben im geteilten Deutschland während der Zeit des Kalten Krieges ins Blickfeld und lässt seine Figuren Mutmaßungen darüber anstellen, warum Jakob im Gleisbett zu Tode gekommen ist.

Am 1. Oktober 1959 schrieb Siegfried Unseld in einem Brief an den Autor:
»Dies, lieber Herr Johnson, ist nun also das erste Buch von Ihnen, das das Licht der Welt erblickt, und ich darf Sie zu diesem Erstling recht herzlich beglückwünschen. Sie haben Grund, auf ihn stolz zu sein. Er birgt eine Leistung, die ein Leben lang für Sie ein schöner Ausweis sein wird. Damit treten Sie nun den Weg in die Öffentlichkeit an, er wird nicht einfach sein, aber ich bin sicher, Sie werden ihn meistern.«

Nach seinem Debüt veröffentlichte Johnson zahlreiche weitere Texte, u. a. sein wohl berühmtestes, vierteiliges Werk Jahrestage.

Seit 2017 erscheint im Suhrkamp Verlag die Uwe Johnson-Werkausgabe in 43 Bänden – eröffnet wurde sie mit den Mutmassungen über Jakob.

Umschlag der Erstausgabe von 1959
 


Siegfried Unseld mit Theodor Heuss am Stand des Suhrkamp Verlags während der Frankfurter Buchmesse 1959, der Autor Johnson unter seinen Büchern

 

Am 8. September 1959 schrieb Siegfried Unseld an Uwe Johnson: »Zu den Bildern: ich halte es hier mit Goethe, der so zutreffend sagte: willst du wissen, was (bei Bildern) sich ziemt, so frage stets bei edlen Frauen an. Das Votum dieser edlen Frauen, dem ich mich beuge und anschließe, war nun doch Nr. 2, das ganze hungrige Elend der Ostzone.

Zwei Tage später antwortete Johnson: »Mit der fotografischen Ausstattung Ihres Messestandes bin ich immer noch nicht ganz im reinen. Ich weiss wie Professor Bloch sitzt, wenn er so sitzt: beladen krumm, und hat sehr bedeutend die Hand am Kinn ich wüsste mich eines solchen Ausmasses von Leistung kaum zu erwehren. Aber everything you say. Das ist unter Ihrer Entscheidung.«

Die Korrespondenz ist nachzulesen in Uwe Johnson, Siegfried Unseld, Der Briefwechsel.


Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern), dem heutigen Kamien Pomorski, geboren und starb am 22. oder 23. Februar 1984 in Sheerness-on-Sea. 1945 floh er mit seiner Mutter und seiner Schwester zunächst nach Recknitz, dann nach Güstrow in Mecklenburg. Sein Vater wurde von der Roten Armee interniert und 1948 für tot erklärt. 1953 schrieb er sich an der Universität Leipzig als Germanistikstudent ein und legte sein Diplom über Ernst Barlachs Der gestohlene Mond ab. Bereits während des Studiums begann er mit der Niederschrift des Romans Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Er bot ihn 1956 verschiedenen Verlagen der DDR an, die eine Publikation ablehnten. 1957 lehnte auch Peter Suhrkamp die Veröffentlichung ab. Der Roman wurde erst nach dem Tode von...

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