Uwe Johnsons erstes Buch, Mutmassungen über Jakob, wird 60 Jahre alt. In dem Roman, der die Geschichte und den Tod des Eisenbahn-Dispatchers Jakob Abs schildert, rückt Johnson mithilfe verschiedener erzählerischer Techniken das Leben im geteilten Deutschland während der Zeit des Kalten Krieges ins Blickfeld und lässt seine Figuren Mutmaßungen darüber anstellen, warum Jakob im Gleisbett zu Tode gekommen ist.
Am 1. Oktober 1959 schrieb Siegfried Unseld in einem Brief an den Autor:
»Dies, lieber Herr Johnson, ist nun also das erste Buch von Ihnen, das das Licht der Welt erblickt, und ich darf Sie zu diesem Erstling recht herzlich beglückwünschen. Sie haben Grund, auf ihn stolz zu sein. Er birgt eine Leistung, die ein Leben lang für Sie ein schöner Ausweis sein wird. Damit treten Sie nun den Weg in die Öffentlichkeit an, er wird nicht einfach sein, aber ich bin sicher, Sie werden ihn meistern.«
Nach seinem Debüt veröffentlichte Johnson zahlreiche weitere Texte, u. a. sein wohl berühmtestes, vierteiliges Werk Jahrestage.
Seit 2017 erscheint im Suhrkamp Verlag die Uwe Johnson-Werkausgabe in 43 Bänden – eröffnet wurde sie mit den Mutmassungen über Jakob.
Umschlag der Erstausgabe von 1959
Siegfried Unseld mit Theodor Heuss am Stand des Suhrkamp Verlags während der Frankfurter Buchmesse 1959, der Autor Johnson unter seinen Büchern
Am 8. September 1959 schrieb Siegfried Unseld an Uwe Johnson: »Zu den Bildern: ich halte es hier mit Goethe, der so zutreffend sagte: ›willst du wissen, was (bei Bildern) sich ziemt, so frage stets bei edlen Frauen an‹ . Das Votum dieser edlen Frauen, dem ich mich beuge und anschließe, war nun doch Nr. 2, ›das ganze hungrige Elend der Ostzone‹.
Zwei Tage später antwortete Johnson: »Mit der fotografischen Ausstattung Ihres Messestandes bin ich immer noch nicht ganz im reinen. Ich weiss wie Professor Bloch sitzt, wenn er so sitzt: beladen krumm, und hat sehr bedeutend die Hand am Kinn ich wüsste mich eines solchen Ausmasses von Leistung kaum zu erwehren. Aber everything you say. Das ist unter Ihrer Entscheidung.«
Die Korrespondenz ist nachzulesen in Uwe Johnson, Siegfried Unseld, Der Briefwechsel.