Aus dem Wörterbuch des Teufels

Bierce stellt in diesem Wörterbuch den Kanon der menschlichen Schwächen, der Vorurteile, Absurditäten und Gewohnheiten zusammen. Die spitzfindig­bösen »Definitionen« der Wörter legen genau den Aspekt in ihnen frei, den das normale Bewußtsein heuchlerisch zu vertuschen bestrebt ist. Das vorliegende Buch ist eine Auswahl. Von den rund tausend Stichworten des Originals enthält es etwa zwei Drittel, einen Teil davon gekürzt. Bei der Auswahl wurde zweierlei versucht: dem heutigen deutschen Leser entgegenzukommen und den Charakter des Originals dennoch nicht zu verleugnen. Eine vollständige Übersetzung verbot sich ebenso wie die Reduktion auf eine Auslese. Weggelassen vor allem wurden zahlreiche Wiederholungen, die sich aus der unsystematischen Anlage des ganzen Lexikons erklären. Daß dieser Misanthrop und Querkopf, dieser Rationalist mit dem Hang zum Phantastischen und Abseitigen, dieser sensible Zyniker, dieser keiner Moral trauende Moralist, dieser Unruhestifter mit dem Sinn für Ordnung noch lange kein Museumsstück der Literaturgeschichte ist, das wissen alle, die unter seinen Erzählungen lange genug suchen; sein Wörterbuch wird es ihnen bestätigen. Zwei Beispiele: Bigamie, subst., fern.: eine Geschmacksverirrung, die künftige Weisheit mit einer Strafe namens Trigamie belegen wird. Bettler, subst., masc.: jemand, der sich auf die Hilfe seiner Freunde verlassen hat.