Um 1800 schuf Goya in Madrid die Nackte und die Bekleidete Maja. Im März des Jahres 1815 lud ihn die Heilige Inquisition vor, damit er seine beiden »obszönen Gemälde« identifiziere und erkläre, »aus welchem Anlaß und in welchem Auftrag er sie gemalt habe«.
Die Bilder, die heute im Prado nebeneinander hängen, gehören zu den berühmtesten, aber auch rätselhaftesten Werken der Malerei. Sie verdeckten und enthüllten einander im Geheimkabinett des Ministers Godoy zur Ergötzung...
Um 1800 schuf Goya in Madrid die Nackte und die Bekleidete Maja. Im März des Jahres 1815 lud ihn die Heilige Inquisition vor, damit er seine beiden »obszönen Gemälde« identifiziere und erkläre, »aus welchem Anlaß und in welchem Auftrag er sie gemalt habe«.
Die Bilder, die heute im Prado nebeneinander hängen, gehören zu den berühmtesten, aber auch rätselhaftesten Werken der Malerei. Sie verdeckten und enthüllten einander im Geheimkabinett des Ministers Godoy zur Ergötzung seiner Freunde. Sie wurden von den Inquisitioren beschlagnahmt und blieben lange verschwunden. Erst 1900 durften die Nackte Maja und die Bekleidete Maja sich gemeinsam der Öffentlichkeit zeigen.
Ivan Nagel geht auf Goyas spuren der Menschheitsfrage nach, was das Kleid dem Körper ist: Schutz, Schmuck, Versteck, Herrschaftszeichen? Wozu entblößte der Männerblick von Tizian über Manet bis Picasso den schönen Körper: zur Verherrlichung, zur Prostitution?
Um 1800 meißelte Johann Heinrich Dannecker in Stuttgart seine Ariadne auf dem Panther: »das höchste, schönste Ideal einer Frau, die ein schäumendes Panthertier unter ihren Händen zähmt« (Robert Schumann). Die im 19. Jahrhundert berühmteste deutsche Skulptur, heute im Liebieghaus in Frankfurt am Main, wurde als hehres Sinnbild der Kunst verstanden, als dämonisches Frauenbild gefürchtet, auch vielfach karikiert und vermarktet als Porzellanfigur Spielkarte, Souvenir. Wie Ariadne auf dem Panther wahrgenommen wurde und wird (als Göttin, Symbol oder Kitsch), das zeigt Ivan Nagel in diesem mit zahlreichen Bildern illustrierten Text.
Der Künstler als Kuppler. Goyas Nackte und Bekleidete Maja und Zur Lage der Frau um 1800. Danneckers Ariadne auf dem Panther eröffnen die Ausgabe der Gesammelten Schriften Ivan Nagels. Nagel, der am 28. Juni 2011 seinen 80. Geburtstag feiert, war Theaterkritiker, Dramaturg, Intendant und Professor für Ästhetik und Geschichte der Darstellenden Künste. Hier begegnen wir ihm als präsizen und hellsichtigen Interpreten großer Kunstwerke und der modernen Krise in der Beziehung von Mann und Frau.
Ivan Nagel, 1931 in Budapest geboren, von 1972 bis 1979 Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, später Schauspielchef in Stuttgart. Er war zuletzt Professor für Geschichte und Ästhetik der Darstellenden Künste an der Universität der Künste in Berlin. Er verstarb am 9. April 2012 in Berlin.
Zu seinen Büchern gehören: Autonomie und Gnade - Über Mozarts Opern, Der Künstler als Kuppler - Goyas Nackte und Bekleidete Maja, Kortner Zadek Stein, Falschwörterbuch.
Seit 2010 erscheint sein Gesamtwerk im Suhrkamp Verlag.
Ivan Nagel, 1931 in Budapest geboren, von 1972 bis 1979 Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, später Schauspielchef in...