"Jeder scheint Eichendorff zu kennen, seine Verse »Es war, als hätt’ der Himmel / Die Erde still geküßt«, »Schläft ein Lied in allen Dingen«, seine Erzählungen von geselligen Wanderungen, Ausritten oder Fahrten mit Reisewagen, die durch stille Tore ins Freie hinausrasseln und über denen die Sonne eben prächtig aufgegangen war. Nur wenigen aber ist deutlich, wer dieser Autor wirklich war, wie er seine Dichtung gebrauchte, um sich und seinen Zeitgenossen Vergeblichkeit und Hoffnung des...
"Jeder scheint Eichendorff zu kennen, seine Verse »Es war, als hätt’ der Himmel / Die Erde still geküßt«, »Schläft ein Lied in allen Dingen«, seine Erzählungen von geselligen Wanderungen, Ausritten oder Fahrten mit Reisewagen, die durch stille Tore ins Freie hinausrasseln und über denen die Sonne eben prächtig aufgegangen war. Nur wenigen aber ist deutlich, wer dieser Autor wirklich war, wie er seine Dichtung gebrauchte, um sich und seinen Zeitgenossen Vergeblichkeit und Hoffnung des Handelns und der Phantasie mittels poetischer Formeln und Chiffren in einer Zeit des Umbruchs und der Restauration vor Augen zu führen. Eichendorff war keineswegs jener weltfremde Träumer, zu dem man ihn machen wollte, vielmehr ein ideenreicher preußischer Beamter, ein standpunktfester Publizist in den Weltanschauungskämpfen seiner Zeit, ein witziger Satiriker des frühkapitalistischen Literaturbetriebs; präsent geblieben aber - bei allen Verharmlosungen und Verdächtigungen - ist er, wie in seinen Gedichten, so auch in seinen Romanen und Novellen, mit dem unverwechselbaren Ton, mit den ungemein suggestiven Eigenheiten seiner Kunst. Sie hat nicht nur überlebt, sondern sie blieb lebendig und in ihrer ganzen Bescheidenheit und charmanten Zurückhaltung stets wirksam, rätselhaft und provokativ."
"Jeder scheint Eichendorff zu kennen, seine Verse »Es war, als hätt’ der Himmel / Die Erde still geküßt«, »Schläft ein Lied in allen Dingen«, seine Erzählungen von geselligen Wanderungen,...
»Papier, Papier«, rufen die versammelten Beamten in Eichendorffs Drama Krieg den Philistern, während die Gegner, die »Poetischen«, mit dem Schiff über Land reisen. Eichendorff kämpft, in...
Wolfgang Frühwald, geboren 1935, war Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1982 bis 1987 war er Mitglied des Wissenschaftsrates und von 1992 bis 1997 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 1994 bis 1998 war Frühwald Mitglied des Rates für Forschung, Technologie und Innovation und von 1999 bis 2007 Präsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Zahlreiche Arbeiten über Mystik und Frömmigkeitsgeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne. Wolfgang Frühwald ist am 18. Januar 2019 verstorben.
Wolfgang Frühwald, geboren 1935, war Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität...