Goethes Verhältnis zum Islam und zu seinem Begründer Mohammed gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen in Goethes Leben. Für die Religion der Muslime entwickelte er bereits früh eine besondere Anteilnahme; der Koran war ihm, nach der Bibel, die vertrauteste religiöse Urkunde. Schon als 23jähriger dichtete Goethe ein wundervolles Preislied auf den Propheten Mohammed, und noch der 70jährige Dichter bekennt, daß er sich mit dem Gedanken trage, »ehrfurchtsvoll jene heilige Nacht zu feiern, wo...
Goethes Verhältnis zum Islam und zu seinem Begründer Mohammed gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen in Goethes Leben. Für die Religion der Muslime entwickelte er bereits früh eine besondere Anteilnahme; der Koran war ihm, nach der Bibel, die vertrauteste religiöse Urkunde. Schon als 23jähriger dichtete Goethe ein wundervolles Preislied auf den Propheten Mohammed, und noch der 70jährige Dichter bekennt, daß er sich mit dem Gedanken trage, »ehrfurchtsvoll jene heilige Nacht zu feiern, wo der Koran vollständig dem Propheten von obenher gebracht ward«. Dazwischen liegt ein langes Leben, in welchem Goethe auf verschiedenartigste Weise dem Islam seine Verehrung bezeugt hat. Vor allem geschah dies in dem Werk, das uns heute, neben dem Faust, als eines seiner wesentlichsten dichterischen Vermächtnisse gilt, dem West-östlichen Divan.
Seit Jahrzehnten hat sich Katharina Mommsen mit dem Einfluß des Islam auf Goethes Leben und Werk auseinandergesetzt und ist dabei oft zu überraschenden Ergebnissen gelangt, die dem Leser neue Perspektiven eröffnen. Aus ihrer Gesamtdarstellung »Goethe und die arabische Welt«, die zu einem Standardwerk der Goethe-Forschung geworden ist, enthält der vorliegende Band die zentralen Kapitel.