Am 2. Mai 1963 erscheinen die ersten zwanzig Bände der edition suhrkamp. Obwohl es sich für die Zeitgenossen wie für die späteren Lesergenerationen zweifellos um Taschenbücher handelt, meidet der Initiator der Reihe, Siegfried Unseld, bei seinen Planungen und bei der ersten öffentlichen Präsentation diese Bezeichnung. Diese in verlegerischer Perspektive unverständliche Einstellung erklärt sich, wenn man sich die Verhältnisse auf dem Taschenbuchmarkt zu Beginn der sechziger Jahre auf der einen, das Profil des Suhrkamp Verlags zum gleichen Zeitpunkt auf der anderen Seite vergegenwärtigt.
Die Maxime von Peter Suhrkamp, der 1950 den Verlag begründet und bei dem Siegfried Unseld seit 1952 in die Lehre geht, lautet: Nicht beliebig viele Bücher für die große Masse produzieren, sondern sorgfältig ausgewählte Bücher mit hohem Anspruch für ein sorgfältig auswählendes Publikum, die Leser im emphatischen Sinn des Wortes. Deshalb heißt es 1951 in der Ankündigung des Programms der Bibliothek Suhrkamp, der ersten Buchreihe des Verlags: »Die BIBLIOTHEK SUHRKAMP ist dem wahren Bücherfreunde zugedacht, jener Leser-Elite, der anzugehören das Bedürfnis aller ist, denen das gute oder erlesene Buch ein unentbehrliches Lebensgut geworden ist.« Den Autor- Freund Hermann Hesse läßt Peter Suhrkamp im selben Jahr mit einem Seitenhieb auf die Taschenbücher des Rowohlt Verlags wissen: »Das Herbstprogramm verlangt mich. Darin wird nun die ›Bibliothek Suhrkamp‹ ... das Gegenstück zu den billig gemachten Serien, wie Ro- Ro-Ro usw., ... eine ausgesprochene ›Liebhaberbibliothek‹, anscheinend doch werden.« Drei Jahre später vergrößert sich noch die Distanz zu der verstärkten Neugründung von Taschenbuchreihen: »Damit die Bibliothek Suhrkamp in den dauernden Bestand einer mit Sorgfalt geführten und gepflegten Bibliothek paßt, ist jeder Band in Ausstattung, Typographie und Druck handwerklich solide und mit unaufdringlich modernem Geschmack hergestellt.«
Peter Suhrkamp will die Bibliothek Suhrkamp vom Taschenbuch abheben, doch 1955 wendet er sich gegen den Verdacht, er spreche ihm die Existenzberechtigung ab.
»So einfach stellen sich mir die Positionen nicht dar. Es ist das Verdienst der Pocketbuch-Reihen, daß Lesen in kurzer Zeit zu einer verbreiteten, ja fast allgemeinen Gewohnheit geworden ist. Sie haben die Zurückhaltung, die verbreitete Scheu vor dem literarischen Buch verringert ... Aber in den Pocketbuch-Reihen darf nicht die Bibliothek der Armen und der Mittellosen gesehen werden. Und es gehören nicht alle Werke in die Mühlen der Pocketbuchfabriken. Ihre Grenzen sollten gesehen und gewahrt werden; das geschieht nicht genügend; sie werden gerne mit Werken bestückt, die ihnen ein falsches literarisches Ansehen geben.«
Den vollständigen Text von
Kleine Geschichte der edition suhrkamp können Sie hier als PDF herunterladen.