Katja Petrowskaja erhält den Menschenrechtspreis 2022

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25.09.2022
Beitrag zu Katja Petrowskaja erhält den Menschenrechtspreis 2022
Katja Petrowskaja wird mit dem Menschenrechtspreis 2022 der Gerhart und Renate Baum-Stiftung ausgezeichnet.

In der Begründung der Jury heißt es:
»Welche Persönlichkeit setzt im aktuellen Weltgeschehen mit ihrem Wirken ein besonderes Zeichen für Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit? Das war die Frage, die uns schließlich zum Werk Katja Petrowskajas führte, einer Kyjiwer Autorin, die seit Ende der Neunzigerjahre in Berlin lebt.
Im Mittelpunkt ihrer literarischen Arbeit steht die Würde des Menschen, ihr Zugang ist ein sehr persönlicher: die in einem eher fragmentarisch geprägten Schreibstil gehaltenen Geschichten in Vielleicht Esther (2014) sind einerseits Spurensuche der eigenen Herkunft, andererseits Betrachtungen der wechselhaften Geschichte ihres Landes. Viel Raum für Assoziationen lassen Katja Petrowskajas über mehrere Jahre für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geschriebenen Kolumnen, die in Auswahl 2022 als Buch erschienen sind: Das Foto schaut mich an. Eine eigenwillige Verbindung von Bildern und Texten, die unsere Sensibilität für die kulturelle Identität ihres Landes weckt – ein Land, das lange Zeit von uns als europäisches demokratisches Land gar nicht wahrgenommen wurde. Ein work in progress. An den Bildern und Geschichten über einzelne Menschen und Situationen bleiben wir hängen, spüren ihnen nach und erleben sie hautnah, gegenwärtig.
Ohne Katja Petrowskajas vielseitiges Engagement wüssten wir weit weniger über die Ukraine. 2004, während der Orangenen Revolution, initiierte sie die Kyjiwer Gespräche, eine deutsch-ukrainische Plattform, die heute lokale Demokratieprozesse in der Ukraine unterstützt. 2013-2014 war sie eine der wichtigen Stimmen für den Maidan in Kiew. Ihr öffentliches Wort hat in hohem Maß dazu beigetragen, dass die ukrainische Gesellschaft als handelndes Subjekt wahrgenommen wurde. Ihr zuzuhören heißt, zu erkennen, wie wenig wir hier in Deutschland über die Ukraine, ihre Geschichte und Kultur wissen.
Heute ist diese Gesellschaft, ihre Kultur, das ganze Land, dem Vernichtungswillen Putins ausgesetzt. Auf Kundgebungen, in Podiumsdiskussionen, Talkshows, Interviews und Artikeln spricht Katja Petrowskaja über das, was in der Ukraine auf dem Spiel steht, um die Gewöhnung an den Krieg und an seine schrecklichen Bilder zu stoppen. Dabei schärft sie auch unseren Blick auf Russland, auf die freiheitsbewussten friedlichen Menschen dort, von denen viele das Land verlassen mussten. Katja Petrowskaja betreibt Aufklärung im besten Sinne, in dem sie den Menschen hierzulande, die unzureichend informiert sind, ihr klares, in Erfahrung gründendes Urteil entgegensetzt.
Der Kunst als ›Tochter der Freiheit‹ kommt in dieser Epochenwende eine besondere Bedeutung zu. Katja Petrowskaja ist mit ihrer Entschlossenheit, mit ihrer künstlerischen Kraft eine empfindsame, nachdenkliche und eindringliche Stimme. Wir möchten ihr danken. In seiner Rede zu Schiller 1955 spricht Thomas Mann von ›der rettenden Ehrfurcht des Menschen vor sich selbst‹. Das ist es, was Katja Petrowskaja leitet, wofür sie brennt.«

Der Menschenrechtspreis der Gerhart und Renate Baum-Stiftung ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 4. Dezember 2022 um 11 Uhr im Deutschen Theater Berlin statt.                

»Katja Petrowskaja, Siegerin von Klagenfurt, Geschenk für eine Literatur, die versteht, wie viel Kraft in einer fremden Sprache steckt.«
Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Schon jetzt ist die deutsche Gegenwartsliteratur um eine kluge, flamboyante und höchst eigenständige Stimme reicher.«
Ijoma Mangold, DIE ZEIT
»Katja Petrowskaja erweckt die irrenden Schatten der Vergangenheit mit unendlichem Feingefühl zum Leben, so als fürchte sie, dass sie sich gleich wieder verflüchtigen könnten.«
Oliver Mony, Livres Hebdo
»Katja Petrowskaja, Siegerin von Klagenfurt, Geschenk für eine Literatur, die versteht, wie viel Kraft in einer fremden Sprache steckt.«
Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Schon jetzt ist die deutsche Gegenwartsliteratur um eine kluge, flamboyante und höchst eigenständige Stimme reicher.«
Ijoma Mangold, DIE ZEIT
»Katja Petrowskaja erweckt die irrenden Schatten der Vergangenheit mit unendlichem Feingefühl zum Leben, so als fürchte sie, dass sie sich gleich wieder verflüchtigen könnten.«
Oliver Mony, Livres Hebdo
»[Katja Petrowskaja] zählt zu den bedeutendsten literarischen Stimmen dieser Zeit«
DIE ZEIT

Weitere Informationen:

Thema
Wir haben Bücher von ukrainischen Autor:innen und über das Leben in der Ukraine für Sie zusammengestellt.
Audio
Unsere Autorinnen Julia Kissina und Katja Petrowskaja stammen aus Kiew. Hier hören Sie ein Gespräch der beiden mit ihrer Lektorin Katharina Raabe aus dem Jahr 2014.
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Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.
Sie lebt in Tbilissi und Berlin.

Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als...