Die Frankfurter Schule erklärt: Theorien, Mitglieder und Hauptwerke
Was ist die Frankfurter Schule?
Als Frankfurter Schule wird eine Gruppe von Intellektuellen, Forschern und Wissenschaftlern bezeichnet, die eng mit dem 1923 gegründeten und 1924 eröffneten Institut für Sozialforschung in Frankfurt verbunden sind. Die Bezeichnung »Frankfurter Schule« meint weniger eine konkrete Bildungseinrichtung als vielmehr eine geisteswissenschaftliche Denkschule. Nicht alle Protagonisten der Frankfurter Schule identifizierten sich mit dem Begriff, der von einem Rezensenten ursprünglich abwertend verwendet wurde. Im Lauf der Zeit setzte sich der Begriff wertfrei als Sammelbezeichnung für die Arbeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Theodor W. Adorno und deren Schülerinnen und Schüler durch.
Wofür steht die Frankfurter Schule?
Der sozialphilosophische Ansatz ist charakteristisch für die Frankfurter Schule: keine Soziologie ohne Philosophie, keine Philosophie ohne Soziologie.
Die Kritische Theorie nimmt eine zentrale Bedeutung in der Frankfurter Sozialphilosophie ein. Diese beschäftigt sich mit der Frage, warum sich die Vernunft in unserer Gesellschaft nicht durchsetzt und warum, obwohl wir alle die Fähigkeit haben, ein gutes Leben zu führen, das genaue Gegenteil geschieht – und sie formuliert den Anspruch, Gesellschaft im Sinne dieses Vernunftpotenzials zu verändern.
»Die Kritische Theorie erklärt: es muss nicht so sein, die Menschen können das Sein ändern, die Umstände dafür sind jetzt vorhanden.«
Max Horkheimer, 1937
Wer gehört zur Frankfurter Schule?
In den Gründungsjahren 1923-1924 zählen Felix Weil, Friedrich Pollock und Max Horkheimer, der 1930 zum Direktor des Instituts für Sozialforschung berufen wurde, zu den Hauptvertretern der Frankfurter Schule. In den Jahren des Exils ab 1933 wurde Theodor W. Adorno zum wichtigsten Partner von Horkheimer. Gemeinsam verfassten sie die
Dialektik der Aufklärung, den Klassiker der Kritischen Theorie. Nach der Rückkehr des Instituts nach Frankfurt im Jahr 1949 wurden unter der Schirmherrschaft von Adorno die späteren Vertreter der zweiten Generation der Frankfurter Schule ausgebildet. Der bekannteste von ihnen ist Jürgen Habermas, doch auch Alfred Schmidt, Hermann Schweppenhäuser, Ludwig von Friedeburg und viele weitere, die das geprägt haben, was heute unter »Frankfurter Schule« verstanden wird, zählen dazu. Als Jürgen Habermas nach zehnjähriger Abwesenheit im Jahr 1980 nach Frankfurt zurückkehrte, erfand er die Tradition der Frankfurter Schule neu: Aus der dritten Generation gingen Intellektuelle wie Rahel Jaeggi, Rainer Forst, Martin Sahr oder Axel Honneth hervor, der von 2001 bis 2018 Direktor des Instituts für Sozialforschung war.
Was sind die zentralen Werke der Frankfurter Schule?
Als wichtigstes Werk der Frankfurter Schule gilt zweifelsohne die
Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer, die eine kritische Analyse der Zivilisationsgeschichte im Schatten des Holocaust darstellt. Weitere wichtige Werke sind Adornos
Minima Moralia, das sich mit der Möglichkeit eines vernünftigen Lebens in einer irrationalen Welt auseinandersetzt, und Horkheimers
Notizen, die philosophische Reflexionen zur Nachkriegszeit enthalten. Diese Werke sind grundlegende Texte der Kritischen Theorie und haben einen großen Einfluss auf die Sozialphilosophie.