Paul Celan, dessen Eltern im Holocaust ermordet worden waren, konnte an keinen allgütigen und allmächtigen Gott mehr glauben. Aber die ›versehrte Theologie‹ der Lurianischen Kabbala inspirierte ihn zu neuen Metaphern und Sprachschöpfungen. »Lyrik ist Mystik«, sagte er einmal. Vielleicht meinte er damit den magischen Vorgang des »Scherbeneinsammelns«, wie seine Freundin Nelly Sachs die Arbeit des Dichters in der beschädigten Welt nannte: »Lichtgewinn, meßbar, aus Distelähnlichem: einiges Rot, im Gespräch mit einigem Gelb.«
Der Film Gottes zerstreute Funken – Jüdische Mystik bei Paul Celan von Rüdiger Sünner spürt Celans Interesse an diesem spirituellen Weltbild an zentralen Orten und Landschaften seiner Biographie nach: im Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo sein Nachlass verwahrt wird, in Paris, wo er hauptsächlich lebte, und er folgt den Spuren von Celans Reisen nach Israel, in die Bretagne und in den Schwarzwald, wo der Dichter 1967 den Philosophen Martin Heidegger traf.