Am 19. September 1919 - etwa drei Monate nach dem Doktorexamen - schrieb Benjamin an seinen Freund Ernst Schoen: »An das Thema: Briefwechsel, ließen sich verschiedene Digressionen anschließen. Erstens darüber, wie sehr diese unterschätzt werden, weil sie auf den völlig schiefen Begriff des Werkes und der Autorschaft bezogen werden, während sie dem Bezirk des ›Zeugnisses‹ angehören, dessen Beziehung auf ein Subjekt so bedeutungslos ist, wie die Beziehung irgendeines pragmatisch-historischen...
Am 19. September 1919 - etwa drei Monate nach dem Doktorexamen - schrieb Benjamin an seinen Freund Ernst Schoen: »An das Thema: Briefwechsel, ließen sich verschiedene Digressionen anschließen. Erstens darüber, wie sehr diese unterschätzt werden, weil sie auf den völlig schiefen Begriff des Werkes und der Autorschaft bezogen werden, während sie dem Bezirk des ›Zeugnisses‹ angehören, dessen Beziehung auf ein Subjekt so bedeutungslos ist, wie die Beziehung irgendeines pragmatisch-historischen Zeugnisses (Inschrift) auf die Person seines Urhebers. Die ›Zeugnisse‹ gehören zur Geschichte des ›Fortlebens‹ eines Menschen und eben, wie in das Leben das Fortleben mit seiner eignen Geschichte hineinragt, läßt sich am Briefwechsel studieren. Für die Nachkommenden verdichtet sich der Briefwechsel eigentümlich (während ›der einzelne‹ Brief mit Beziehung auf seinen Urheber an Leben einbüßen kann): die Briefe, wie man sie hintereinander in den kürzesten Abständen liest, verändern sich objektiv, aus ihrem eignen Leben. Sie leben in einem andern Rhythmus als zur Zeit da die Empfänger lebten, und auch sonst verändern sie sich.« Wenn auch der unmittelbare Anlaß dieser Überlegung Benjamins Lektüre der beiden Briefwechsel Goethes mit dem Grafen Reinhard und mit Knebel war, so läßt sich doch in ihr ein für den Briefschreiber Benjamin programmatischer Charakter erkennnen.
Als 1966 die erste Sammlung der Briefe Walter Benjamins erschien, konnten die beiden Herausgeber Gershom Scholem und Theodor W. Adorno aus einem Material »von etwa 600 Briefen« auswählen. Um Raum...
Am 19. September 1919 - etwa drei Monate nach dem Doktorexamen - schrieb Benjamin an seinen Freund Ernst Schoen: »An das Thema: Briefwechsel, ließen sich verschiedene Digressionen anschließen....
"Der Zwang, die ungesicherte Existenz des freien Schriftstellers zu führen, den bis zu seinem Tod nicht mehr abreißenden Kampf um die eigene Reproduktion und die Bedingungen seiner literarischen...
Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 als erstes von drei Kindern in Berlin geboren und nahm sich am 26. September 1940 in Portbou/Spanien das Leben. Benjamins Familie gehörte dem assimilierten Judentum an. Nach dem Abitur 1912 studierte er Philosophie, deutsche Literatur und Psychologie in Freiburg im Breisgau, München und Berlin. 1915 lernte er den fünf Jahre jüngeren Mathematikstudenten Gershom Scholem kennen, mit dem er zeit seines Lebens befreundet blieb. 1917 heiratete Benjamin Dora Kellner und wurde Vater eines Sohnes, Stefan Rafael (1918 –1972). Die Ehe hielt 13 Jahre. Noch im Jahr der Eheschließung wechselte Benjamin nach Bern, wo er zwei Jahre später mit der Arbeit Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik bei Richard...
Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 als erstes von drei Kindern in Berlin geboren und nahm sich am 26. September 1940 in Portbou/Spanien das...