Gott, Geld und Glück

Zur Logik der Liebe in den Bildungsromanen Goethes, Kellers und Thomas Manns
Gott, Geld und Glück
Zur Logik der Liebe in den Bildungsromanen Goethes, Kellers und Thomas Manns

Die Literatur zu den kanonischen Bildungsromanen von Goethe, Keller und Thomas Mann ist kaum mehr überschaubar. Sie hat diese Romane jedoch nicht etwa verständlich, sondern vielmehr unlesbar gemacht. Sie hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die irritierenden Einsichten aus Wilhelm Meisters Lehrjahren, aus dem Grünen Heinrich und aus dem Zauberberg systematisch verdrängt, anstatt sie mit tiefsitzenden Vorurteilsstrukturen zu konfrontieren. Deshalb unternimmt Hörischs...

Mehr anzeigen

Die Literatur zu den kanonischen Bildungsromanen von Goethe, Keller und Thomas Mann ist kaum mehr überschaubar. Sie hat diese Romane jedoch nicht etwa verständlich, sondern vielmehr unlesbar gemacht. Sie hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die irritierenden Einsichten aus Wilhelm Meisters Lehrjahren, aus dem Grünen Heinrich und aus dem Zauberberg systematisch verdrängt, anstatt sie mit tiefsitzenden Vorurteilsstrukturen zu konfrontieren. Deshalb unternimmt Hörischs Arbeit den Versuch, die vermeintlich vertrautesten Bildungsromane gegen den Strich ihrer etablierten Deutung zu lesen. Methoden, die von der Literaturwissenschaft immer noch eher skeptisch betrachtet werden (wie Psychoanalyse, Semiologie, Kritische Theorie und Ethnologie), haben diesen Versuch ermutigt. Sein Ergebnis: die Bildungsromane werden einen fremden und befremdeten Blick auf die eigene Kultur und die bürgerlichen Sozialisationsweisen, von denen sie berichten. Und sie erzählen davon, wie der Prozeß der Zivilisation, dem die Romanprotagonisten paradigmatisch unterworfen sind, zunehmend Möglichkeiten glücklicher und glückender Selbsterfahrung vertreibt. Dennoch bebildern die Bildungsromane keine traurige Wissenschaft. Denn sie berichten auch von den Listen und Nebenwegen, die angesichts von Ordnungen, an denen die Wünsche der Helden »sich die Hörner ablaufen«, das Glück ermöglichen, »ohne Schrecken seiner selbst inne zu werden«.

Bibliografische Angaben

Personen für Gott, Geld und Glück

Jochen Hörisch, geboren 1951, ist Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim.
Jochen Hörisch, geboren 1951, ist Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität Mannheim.

STIMMEN

Wie hat Ihnen das Buch gefallen?
Wie hat Ihnen das Buch gefallen?

Das könnte Ihnen auch gefallen

Thomas Mann

58,00 €

Die Wut des Verstehens

15,00 €

Brot und Wein

18,00 €

Kopf oder Zahl

17,00 €

Ratzinger-Funktion

8,50 €

Theorie-Apotheke

12,00 €

Berliner Kindheit um neunzehnhundert

8,00 €

Goethe und der Ginkgo

14,00 €

Fragmente einer Sprache der Liebe

12,00 €

Die Kunst des Krieges

9,00 €

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

7,00 €

Deutsche Menschen

8,00 €

Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen

15,00 €

Straßen in Berlin und anderswo

16,00 €

Hermann Hesse, ›Narziß und Goldmund‹

11,99 €

Goethe und der Islam

22,00 €

Schriften

24,00 €

Goethes Hochzeit

11,80 €
58,00 €
15,00 €
18,00 €
17,00 €