Judith Schalansky wird für ihr Werk mit dem Carl-Amery-Literaturpreis 2022 ausgezeichnet.
Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: »Judith Schalansky erkundet in ihren mitunter ins Fantastische ausgreifenden Erzählungen unser Dasein, legt betörende Atlanten und so kluge wie eigenwillige Verzeichnisse von verlorenen und vergessenen Geschichten von Menschen und Gegenständen an. Als poetische Archivarin sammelt sie gern naturwissenschaftliche Fundstücke, macht aber auch vor Fabelwesen nicht Halt. So sind ihre Bücher kleine Wunderkammern der Weltentdeckung, in denen Thema und Form auf wunderbare Weise miteinander interagieren. Ihre Texte bieten in ihrer nahezu mathematischen Strenge den Lesern und Leserinnen einen Halt durch Ordnung und Verlässlichkeit, den das häufige Thema dieser Geschichten - die Vergänglichkeit - schon im voraus als illusorisch entlarvt hat. Als Herausgeberin und Gestalterin der Reihe Naturkunden erweist sie sich zudem als zutiefst ökologisch interessierte Autorin im Sinne Carl Amerys, die dem nature writing einen festen Platz in der deutschsprachigen Literatur sichert.«
Die diesjährige Jury besteht aus: Knut Cordsen, Dr. Thomas Kraft, Krystyna Kuhn, Christof Bultmann und der letzten Preisträgerin Karen Duve.
Der Carl-Amery-Literaturpreis wird seit 2007 alle zwei Jahre vom Verband deutscher Schriftsteller in Bayern vergeben. Er prämiert deutschsprachige Autorinnen und Autoren für ihr Gesamtwerk, das sich kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzt und dabei literarisch neue Wege geht. Der Preis soll an den Münchner Schriftsteller Carl Amery und sein Lebenswerk erinnern und ist mit 6.000 Euro dotiert.
Die Preisverleihung findet am 9. April 2022, dem 100. Geburtstag von Carl Amery, um 20.00 Uhr, im Literaturhaus München statt. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Jutta Person.