Adèle Rosenfeld und ihre Übersetzerin Nicola Denis sind mit dem Roman Quallen haben keine Ohren für den Internationalen Literaturpreis 2024 nominiert.
In der Begründung der Jury heißt es: »In Adèle Rosenfelds Roman geht es um Münder. Und Stimmen. Und Ohren. Und Licht. Rosenfeld erzählt von Louise, die aus der Welt der Hörenden stammt, wegen ihrer drohenden Taubheit aber in die Welt der Gehörlosen driftet. Die Außenwelt wird für sie zu einer Quelle der Angst; Louise verwendet all ihre Kraft darauf, zu verschleiern, wie wenig sie verstehen kann. ›Die Stille wurde zu einem Feind, den es zu bekämpfen galt‹, schreibt Rosenfeld und beschreibt an anderer Stelle die ›letzten Sonnenstrahlen, die die Modellierungen der Lippen nicht völlig zunichtemachen‹. Diese einzigartige Sprache hat Nicola Denis auf herausragende Weise ins Deutsche übersetzt, feinfühlig und mit einem poetischen Gespür für den Klang ihrer Worte. Dies ist eine Geschichte, die so noch nicht erzählt wurde: bewegend, lyrisch, als ein Ausdruck jener Stärke, die das Leben mit einer Hörbehinderung erfordert. Die Hörenden dürfen dankbar sein, die Welt durch Rosenfeld und Denis besser zu verstehen.«
Zum sechzehnten Mal verleihen das Haus der Kulturen der Welt (HKW) und die Stiftung Elementarteilchen den Internationalen Literaturpreis. Dotiert mit 35.000 Euro – 20.000 Euro für Autor:in, 15.000 Euro für Übersetzer:in – zeichnet er ein herausragendes Werk der internationalen Gegenwartsliteratur in deutscher Erstübersetzung aus. Er würdigt in dieser Allianz sowohl Originalwerk als auch Übersetzung. Der doppelte Fokus macht ihn in der deutschen Preislandschaft einzigartig. Aufbauend auf dem Erbe des Preises, das Verständnis für heterogene Formen des Geschichtenerzählens zu erweitern, können seit 2023 auch deutsche Erstübersetzungen internationaler Lyrik eingereicht werden. Zu der diesjährigen Jury gehören Ibou Coulibaly Diop, Asal Dardan, Beatrice Faßbender, Khuê Phạm, Olga Radetzkaja, Cia Rinne und Deniz Utlu. Aus den 132 Einreichungen hat die Jury sechs Bücher für die diesjährige Shortlist ausgewählt. Der Internationale Literaturpreis wird am 5. Juli 2024 an ein Duo aus Autor:in und Übersetzer:in verliehen.